Die Bemühungen des Fördervereins „Welterbe Klosterlandschaft Waldsassen – Stiftland“ e. V., die gleichnamige stiftländische Klosterlandschaft langfristig durch die UNESCO als Welterbestätte anerkannt zu bekommen, gehen seit dem 21. Juli noch einen grenzüberschreitenden Schritt weiter. Hatte man bisher bereits eine Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen im Steigerwald und der dortigen Klosterlandschaft des ehemaligen Zisterzienserstiftes Ebrach anvisiert, so überschreitet jetzt der Horizont des Projektes die Grenze nach Böhmen. An zwei Tagen nahm eine Gruppe von Fachleuten zusammen mit Harald Hertel vom Förderverein Welterbe Klosterlandschaft Waldsassen – Stiftland die reichhaltige Kulturlandschaft des ehemaligen Zisterzienserklosters Plasy (Plass) nordöstlich von Pilsen in Augenschein. Neben Prof. Dr. Winfried Schenk von der Universität Bonn waren als Fachleute Dr. Thomas Büttner und Christian Malzer, Sprecher der Regionalgruppe Otnant beteiligt. Geführt und begleitet wurde die Gruppe von Dr. Radka Lomičková, die eine der führenden Zisterzienserforscherinnen Tschechiens ist. Am zweiten Reisetag stand zudem ein Treffen mit dem Plasser Altbürgermeister und aktuellen Vorsitzenden des Vereins „Alte Straße“ Miloslav Hurt und der Leiterin des Museum in Mariánská Týnice (Maria Teinitz), Frau Dr. Irena Bukačová sowie Pavel Duchoň vom nationalen Denkmalamt auf dem Programm. In angenehmer Atmosphäre entwickelte sich ein angeregter, kollegialer bayerisch-tschechischer Dialog um das gemeinsame zisterziensische Erbe und die zahlreichen Parallelen von Ebrach, Waldsassen und Plass. Mit sehr großem Interesse verfolgten die tschechischen Kollegen den Bericht über die Idee eines Weltkulturerbeprojekts und signalisierten ihre Bereitschaft zukünftig gemeinsame Projekte, wie etwa eine Wanderausstellung anzugehen.
Professor Schenk, Inhaber des Lehrstuhles für Historische Geographie und internationaler Experte auf dem Gebiet der kulturhistorischen Landschaftsforschung, bescheinigte den vom Kloster Plass geprägten Landschaft letztlich auch sehr hohe Qualitäten im Hinblick auf die Erfüllbarkeit der Kriterien des Internationalen Rates für Denkmalpflege zum Nachweis des außergewöhnlichen universellen Wertes. Das Außergewöhnliche besteht in diesem Fall in der äußerst hohen Anzahl an landwirtschaftlichen klösterlichen Eigenbetrieben (Grangien) des ehemaligen Klosters Plass (über 30), von denen mehr als ein Dutzend in ihrer barocken Form noch vorhanden sind. Zum Vergleich: Auch das Kloster Waldsassen besaß etwa 13 derartige Großbetriebe, auf denen Schafe, Kühe und Schweine gezüchtet sowie Ackerbau betrieben wurde. Bis heute sind ehemalige Grangien wie der Mitterhof bei Waldsassen, Fockenfeld oder der Fischhof in Tirschenreuth markante Bauwerke, die das Stiftland prägen.
Ein Kloster ohne Bibliothek sei wie eine Burg ohne Waffenkammer. So lautete ein im Mittelalter geläufiges Sprichwort. Für die Zisterziensermönche könnte man hierzu noch ergänzen: Und ein Zisterzienserkloster ohne Grangien wie eine Bank ohne Geld. Unter diesem Aspekt ist die Klosterlandschaft Plass ein Zeugnis dafür, wie es den Zisterziensern über Jahrhunderte gelang regional führende Akteure der Viehzucht und des Ackerbaus zu sein, indem sie die Produkte dieser Höfe in nahegelegene Städte verkauften und so ihren ökonomischen Erfolgt sicherten. War es für das Kloster Waldsassen die Teichwirtschaft und für das Kloster Ebrach die Forstwirtschaft, so war es für das Kloster Plass vor allem die Landwirtschaft, welche die Landschaft rund um das Kloster formte, in der auch die beeindruckende Wallfahrtkirche Maria Teinitz (Bild), einem Meisterwerk des Architekten Johann Blasius Santini-Aichl, eingebettet ist und wiederum eine historisch-geographische Parallele zur Kappl bei Waldsassen, dem Meisterwerk von Georg Dientzenhofer, ziehen lässt.