Experten auf dem Gebiet der historischen Geographie besuchen das Stiftland
Auf Einladung des Fördervereins „Klosterlandschaft Waldsassen/Stiftland“ waren der Inhaber des Lehrstuhls für historische Geographie der Universität Bonn, Professor Dr. Winfried Schenk, und Herr Dr. Thomas Büttner, anerkannter Experte zur Untersuchung historischer Kulturlandschaften, ins Stiftland gekommen, um hier im Zuge einer zweitägigen Exkursion die Qualitäten der Klosterlandschaft zu ergründen. Diese wurde von Christian Malzer, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU München und Sprecher der Regionalgruppe Otnant des Historischen Vereins und Harald Hertel, Projektkoordinator des Fördervereins, geleitet.
Der Besuch erfolgte vor den aktuellen Entwicklungen im durch die Zisterzienserabtei Ebrach geprägten Steigerwald. Dort existieren ähnliche Bestrebungen wie im Stiftland den Wald als eine vom Kloster geprägte Kulturlandschaft zu betrachten und einer Nominierung als Welterbe zuzuführen. Damit bestehen inhaltliche Parallelen zur Zielstellung der Stiftländer, die sich langfristig den Welterbetitel auf die Fahnen geschrieben haben, nachdem dies in einem Gutachten der Stadt Waldsassen vor zwei Jahren empfohlen wurde. Die beiden namhaften Experten wollten sich daher selbst ein objektives Bild von den angepriesenen Qualitäten machen und über ein gemeinsames Vorgehen diskutieren. Angedacht wurde auch ein Schulterschluss mit tschechischen und österreichischen Klosterlandschaften. Ein solch serieller Antrag zur Anerkennung als Welterbe entsteht derzeit auch unter Federführung der Kurbäder Karlsbad, Marienbad und Franzensbad zusammen mit Partnern in Deutschland und Belgien. Dort lautet das Motto: Weltbäder des 19. Jahrhunderts.
Im Mittelpunkt des Besuches standen daher nicht die Basilika und die barocken Bauten, sondern die landschaftlichen „Versatzstücke“ klösterlicher Prägung, die Zeugnis vom Gestaltungswillen der Zisterziensermönche ablegen. Schon nach wenigen Stationen zeigten sich die beiden Gäste vom Landschaftsbild sehr beeindruckt. Die ehemaligen Wirtschaftshöfe des Klosters heben sich noch immer deutlich in ihrem Baubefund und Flurgefüge aus der Kulturlandschaft hervor. Wie im Steigerwald ist auch im Waldsassener Raum die netzartig verdichtete „Klosterlandschaft“ bis heute sehr deutlich im Landschaftsbild ablesbar. Auf dem Programm standen der Tirschenreuther Fischhof mit den Arealen der alten Stadtteiche, Kornthan mit dem dortigen Vierseithof der Familie Meierhöfer, der Mitterhof bei Waldsassen und das Gut Altenhammer. Der Höhepunkt war ein Hubschrauberrundflug über das Stiftland und die Tirschenreuther und Wiesauer Teichpfanne, den Harald Hertel organisiert hatte. Das perfekte Wetter ermöglichte den Fachleuten großartige Impressionen. Die geschichtlichen Hintergründe zur klösterlichen Landschaftsprägung erklärte Christian Malzer beim Rundflug. Schenk und Büttner waren begeistert und stellten fest, dass die riesige Teichlandschaft sicherlich der eindrucksvollste Kulturlandschaftsbereich sei. Am Ende resümierten die angereisten Experten, dass die Qualitäten als Voraussetzung für eine Beantragung als Weltkulturerbe gewiss vorhanden seien. Themen wie die Teichwirtschaft, die sakrale Prägung der Landschaft sowie die klösterlichen Wirtschafts- und Verwaltungsstandorte sollten demnächst plakativ aufgearbeitet werden, um ein Bewusstsein für die Werte die vorhandenen Kulturlandschaft zu schaffen und die Marke Klosterlandschaft Waldsassen – Stiftland zu verselbstständigen.